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Wer nicht baggern kannn, fliegt raus

Markus vor seinem 80-Tonnen-Dumper. Foto: Tim Birkner

VON TIM BIRKNER

 

Westwind. Erd- und Kalkfahnen wehen Main aufwärts. In den Furchen riesiger Reifen spazieren Bachstelzen. Die Dieselmotoren von 13 Dumpern - überformatigen Lastern -, Baggern und Raupen dröhnen. Die Baggerfahrer, die einen ganzen Vorgarten auf einmal in ihre Schaufel bekommen, hupen. Beim Rückwärtsfahren pfeifen die Laster. Die größte Baustelle der neuen Autobahn A 73 ist die Mainquerung zwischen Reundorf und Kösten.
In einem der 80 Tonnen schweren Dumper sitzt Markus Bauer. Er ist 27. Sein Arbeitgeber ist Leonhard Weiss aus Bad Mergentheim, die Firma, die den Auftrag für Erdarbeiten bekommen hat. Auf den anderen zwölf Dumpern sitzen Fahrer aus den neuen Bundesländern, die angemietet sind. Vier Millionen ist der Auftrag den Autobahnbauern wert. Vier Millionen Euro fürs Erde-Schaufeln.
Bei Markus im Fahrerhaus ist es ruhig. Kein Motorenlärm, nur stille Bewegungen von Raupen und Baggerarmen kann er duch die verspritzten Scheiben sehen. "Radio und Klima sind Gold wert", schwärmt Markus, der auch den lauten, staubigen Job auf kleineren Baumaschinen kennt. Seit sieben Jahren arbeitet er für Leonard Weiss.
Er ist der Jüngste unter den Fahrern, sein Dumper ist der schwerste und schnellste auf der Baustelle. 13 Stunden am Tag ist die Kabine mit den getönten Scheiben sein Zuhause. Markus sitzt mittig in dem Glaskasten, der ihm einen Panoramablick über die Baustelle und das Maintal ermöglicht. Würde sein Blick in die Ferne schweifen, könnte er Kloster Banz, den Staffelberg und Vierzehnheiligen sehen. Sonst wohnt er mit einem Kollegen zusammen in einem Hotelzimmer, jedes Wochenende geht es nach Bad Mergentheim zu seiner Freundin.
"Die anderen haben alle Familie, aber das geht auch, du rufst halt vier-, fünfmal am Tag an", erzählt der Bauschlosser, der über seinen Job als Fahrer froh ist. Er ist hier Hilfsarbeiter, viele wie er stehen auf der Straße, was natürlich auch sein Chef weiß. "Was willst du machen", sagt Markus gerne, wenn es um Arbeitsbedingungen oder Familienleben geht.
"Irgendwann kotzt es dich auch mal an", sagt er, als er seine Runden dreht. Eine einfache Strecke ist 2,6 Kilometer lang. Am Ufer des Matthäus-Kraus-Sees wird eine Flutmulde ausgebaggert. Den Aushub fahren Markus und seine Kollegen dorthin, wo später die Autobahn auf einem Damm entlangführen soll. Mit 500 Litern Diesel kommt sein Dumper über den Tag, da hat er 160 Kilometer zurückgelegt, das sind gut 30 Runden bei einer Tour wie heute. "Dumper" ist englisch und heißt nicht mehr als "Kipper"; doch Kipper, das klingt auf deutsch einfach zu klein, Dumper das klingt so wie die Fahrzeuge tatsächlich sind: riesig.
Der Baggerführer blickt konzentriert auf seine Schaufel. Er sieht nicht die Basilika Vierzehnheiligen über ihm, er sieht Markus nicht. Er wirkt wie ferngesteuert, seine Schaufel wie ein Löffel, auf dem der Garten eines Reihenhauses Platz hätte.
"Wenn einer nicht baggern kann, fliegt er halt raus", sagt Markus. Dieser Baggerführer, auch ein festangestellter Kollege, kann baggern. Im Führerhaus ist es kaum zu merken, wie er fünf Schaufeln in die riesige Mulde des Kippers löffelt. Draußen kracht es, staubt es, hupt der Baggerfahrer, damit Markus weiß, wann sein Dumper voll ist. Doch drinnen hört er nichts davon. Er spürt, wenn es soweit ist. Er weiß, wie oft der Laster erschüttert werden muss, damit er seine 80 Tonnen wiegt. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel, die größer sind als mancher Badezimmerspiegel, und Markus fährt los.
"Ich bin froh, dass ich keinen Bell fahren muss, der Cat zieht von unten besser raus", sagt Markus, als er im Gegenverkehr einen Kollegen sieht. Bell und Cat sind Marken für Baumaschinen, ähnlich wie BMW oder VW bei Autos.
Markus fährt den BMW unter den Baustellenfahrzeugen. "Auf gerader Strecke kann ich beladen zwei Bells überholen." Auf der Piste schaukelt sein Dumper wie ein Dampfer in Seenot. Das Ziel ist der Horizont, genau zwischen Staffelberg und Kloster Banz. Am Container der Bauleitung biegt er für 300 Meter auf die künftige A 73 und kippt ab.
Sein Arbeitgeber, die Firma Leonard Weiss, hat von der Autobahndirektion den Zuschlag für die Flutmulden nördlich wie südlich des Mains bekommen. Gut 500 000 Kubikmeter Erde werden dafür bewegt. Später werden die Flutmulden 300 000 Kubikmeter Wasser aufnehmen können. Im Falle eines Hochwassers soll so der Damm der neuen Autobahn geschützt werden. Die übrigen 200 000 Kubikmeter werden bewegt beim Einschnitt der Lif 2, der Verbindungsstraße zwischen Kösten und Banz. Hier soll später eine Brücke über die A 73 führen. Markus und seine Kollegen fahren den Aushub dorthin, wo die Autobahn höher gelegt werden muss. Vom Ortsausgang Kösten ist gut zu erkennen, wie die Strecke verlaufen wird. Dort, wo der Damm besonders breit ist, wird die Anschlussstelle der neuen Ortsumgehung Kösten gebaut.
Jetzt wird dort Erde abgekippt, Raupen planieren die unteren Schichten. "Raupenfahrer wissen immer alles besser", sagt Markus, als er einen Kollegen wild gestikulieren sieht. "Was willst du machen", brummt er und schüttelt sich - oder der Laster schüttelt ihn, so ganz eindeutig ist das nicht.
Sechs mannshohe Reifen tragen ihn und sein 80-Tonnen-Gefährt über die Buckelpiste, die einmal ein Acker war. "Das hier ist Privatgrund, da sind wir besonders vorsichtig", sagt Markus, als er auf der Rückfahrt wieder dem Staffelberg entgegenschaukelt. Der Rohbau der Renaturierung gehört nämlich auch zum Auftrag. Neugründung von Auenwald, extensive Feuchtwiesen, Uferbegrünung, all das sollen Markus und seine Kollegen mit anlegen. Das was sie jetzt zerstören würden, müssten sie hinterher selbst wieder richten. Da sind die Fahrer lieber vorsichtig. Hier sind die Pfade besonders schmal, um möglichst wenig Ackerland zu zerwühlen. So schmal, dass manch ein Dumper-Anfänger im Gegenverkehr stehen bleibt. "Das sind die, die noch nicht wissen, wie breit ihre Dumper sind." Markus bleibt nicht stehen, er bremst nicht einmal.
"Onkel, wann darf ich wieder mitfahren?", fragt ihn sein dreijähriger Neffe, wenn er am Wochenende zuhause ist. "Daheim ist es so langweilig." Manchmal darf er mit zu Onkel Markus ins Führerhaus steigen. "Dann gebe ich Gas und der Kleine darf lenken, er kommt mit den Füßen ja noch nicht ans Gas." Der Dreijährige hat keinen Führerschein.
Auch Markus braucht für seinen Dumper keinen Führerschein. Er fährt ja nur auf der Baustelle. "Ich habe mich reingesetzt und bin gefahren, habe meinen Anschiss bekommen und jetzt kann ich´s."
Wenn es regnet, ist der Untergrund zu weich, um mit den schweren Lastern darauf zu fahren. Dann hat Markus frei. "Beim letzten Regen habe ich mit meinem Kollegen eine kleine Tour gemacht und mir Vierzehnheiligen und Kloster Banz angesehen." Wenn die Sonne scheint, sitzt er wieder in seinem Cat. "Eigentlich macht´s schon Spaß", sagt er dann und freut sich auf seinen Urlaub im Schwarzwald. In zwei Tagen geht es los. Noch 60 Runden.


Helmut Fischer ist Bürgermeister in Michelau

Als Helmut Fischer kurz vor halb sieben den Sitzungssaal des Michelauer Rathauses betritt, kennt er bereits das Ergebnis. 76 Prozent haben für ihn gestimmt.

Das übrige Michelau kennt zu diesem Zeitpunkt das Ergebnis noch nicht. Stoisch schreitet Helmut Fischer zur Stirnseite des Sitzungstisches. Hinter ihm leuchtet das Ergebnis aus dem Stimmbezirk Schwürbitz auf: ?53 Prozent für seinen Konkurrenten Paul Habich.? Emotionslos scheint Fischer da zu sitzen. Er unterhält sich wenig, wirkt gerührt wie geschafft gleicher Maßen. Er wartet noch eine halbe Stunde, bis der Wahlleiter Fred Köhlerschmidt das Ergebnis verkündet. 2706 Stimmen für Helmut Fischer 855 Stimmen für Paul Habich. ?An so ein Ergebnis habe ich nur in den geheimsten Träumen gedacht?, sagt Fischer. ?Ich bin beeindruckt von Michelau.? 91 Prozent hat er im Wahlbezirk Haus Regenbogen geholt. 89 im Wahllokal im Rathaus, 84 und 91 Prozent in den beiden Lokalen in der Johann Puppert Schule, 63 Prozent in Lettenreuth und 83 Prozent in Neuensee.

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