10. Juli 2008
Oberfüllbach/Mönchröden – Ein wenig Bohrmehl am Fuß des Baumstammes zeigt den Forstwirten, dass in dieser Fichte unangenehme Bewohner hausen. „Buchdrucker und Fichten gehören immer schon zusammen“, sagt Bernd Lauterbach, Servicestellenleiter der Bayerischen Staatsforsten. Doch die Bedingungen für die Fichten im Coburger Land werden schlechter, die für den Buchdrucker oder Borkenkäfer besser.
Kurzfristig hinterlässt der extrem trockene Mai und Juni seine Spuren im Wald. Die Fichten haben zu wenig Wasser, um sich mit Harzfluss gegen die gefräßigen Larven zu wehren. Trockene Lagen auf Bergkuppen oder Böden wie Jura-Tone tun ihr Übriges, um die Bäume in Trockenheitsstress zu versetzen. „In diesem Jahr sind die Borkenkäfer sechs Wochen früher dran als sonst – wie sich die Population entwickelt, müssen wir abwarten“, so Hans-Rüdiger Schmittnägel, Betriebsleiter der Bayerischen Staatsforsten. Doch wenn der Käfer entdeckt ist, sollte es schnell gehen. Nach sechs Wochen können aus einem befallenen Baum 50 werden, nach weiteren sechs Wochen sind es 2500. „Wir müssen die Nester lokalisieren und schnell bekämpfen“, so Schmittnägel. So wird rund um die sichtlich betroffenen Bäume auch ins Grünholz eingeschlagen, um zu sehen, ob dort auch Larven fressen. Das Stammholz der geschlagenen Bäume wird ganz normal weiterverarbeitet und geht im Kontingent der Holzabnehmer auf. Die Giebel werden gehäckselt, wie beispielsweise momentan im „Wildpark“ bei Mönchröden.
„Wer nur das sichtbar geschädigte Holz entfernt, beerdigt die bereits toten Bäume, und die Larven fressen in anderen weiter“, sagt Lauterbach. Privatwaldbesitzer können sich daher Rat beim Amt für Landwirtschaft und Forsten holen, bevor es zu spät ist. Denn es sei für Waldbesitzer Pflicht, den Käfer zu bekämpfen, so Bereichsleiter Oliver Kröner.
Langfristig müssen sich die Wälder im Coburger Land auf weniger Fichten und Kiefern einstellen. Heute liegen sie bereits am Rand ihrer Klimahülle. Bei weiter steigenden Jahrestemperaturen rutschen sie heraus. Rotbuche, Traubeneiche, Esche und Bergahorn dagegen werden in den Wäldern an Bedeutung gewinnen, da ihnen auch wärmere Jahrestemperaturen liegen. „Wir haben in den vergangenen Jahren ausschließlich mit Laubhölzern aufgeforstet, in diesem Jahr beispielsweise fast 70 Hektar“, so Schmittnägel: „Bei uns stehen heute in den Wäldern 30 Prozent Fichten. Dieser Anteil wird sich in den nächsten 50 Jahren stark reduzieren.“
Tim Birkner