16. November 2009
„Frings fehlte an allen Ecken und Enden.“ Soso. Ich möchte, wenn ich schon Fußball schaue, effektiv gucken. Wenig Zeit vor der Kiste, viele Torszenen. Das klappt manchmal ganz gut, wie neulich in Neustadt. Da habe ich mir einen Döner geholt und nebenbei lief das Finale der U20-WM. Ich kam so zur 119. Minute, es stand unentschieden zwischen Brasilien und Ghana, und Biss für Biss gab es dann Elfmeterschüsse. Das hat mir geschmeckt. Oder eben letztens Bremen gegen Wien in der Europaleague. Da habe ich zur 80. Minute eingeschaltet, zwei Tore gesehen und bin dann ins Bett. Über das Spiel lese ich dann „Frings fehlte an allen Ecken und Enden.“ Da mache ich mir wirklich Gedanken. Mir hat er nicht gefehlt, aber vielleicht ja allen anderen. Doch: wie viele Ecken und Enden hat denn so ein Fußballspiel? Man stelle sich das bildlich vor. Gut, vier Ecken hat das Spielfeld. Ein Ende hat höchstens die Spielzeit, sagen wir der Abpfiff sei das Ende. Und weil der gute Frings an allen Enden fehlte muss wohl der Halbzeitpfiff auch noch gemeint sein. Wie wäre das nur gewesen, wenn Frings da gewesen wäre. Vor meinem inneren Auge steht dann ein Frings in jeder der vier Ecken. Und zum Abpfiff ist er auch da – vielleicht direkt neben dem Schiri. Ich mag mir das gar nicht weiter ausmalen. „Frings fehlte an allen Ecken und Enden.“ Ich falte den Satz behutsam zwei Mal und lege ihn in meine rote Altworttonne. Das ist bestimmt eine Leckerei für jeden Altwort-Recycler. Denn solche Bilder findet man ja wirklich an allen Ecken und Enden.
Tim Birkner