26. Juli 2010
Die Tricks der Buffet-Profis landen bei mir in der roten Altworttonne. Ich mag es nicht wissen, es ist mir peinlich. Sie wissen schon: Während Sie selbst noch mit einem leeren Teller in der Schlange stehen und geduldig warten, wie der Gast vor Ihnen überlegt, ob das Gurkenscheibchen auf dem Kartoffelsalat oder das Maiskölbchen zur Dekoration nicht vielleicht doch etwas für ihn wäre, sitzt der Buffet-Profi bereits mit dem zweiten oder dritten Teller am Tisch und isst. Zufrieden sehen sie aus, manchmal ein wenig getrieben. Wie machen die das? Ich denke mir, es ist genug für alle da – was bislang auch immer zutraf – und übe mich in Geduld, was auch nicht immer leicht ist. Neulich habe ich aber ganz nebenbei einen der Tricks erlebt. Nicht zugesehen, gleich selbst angewendet, und das in bester Absicht. Da schlenderte ich am Buffet vorbei, sah die gähnend leeren Tische, auf denen sich gerade noch ein einziges Tablett mit Nachtisch befand. Das wird der Rest sein, die haben bestimmt schon abgeräumt, dachte ich und griff vier kleine Schälchen, mit denen ich meine Sitznachbarn am Tisch überraschen wollte. „Schaut mal, ich habe gerade noch eine Rote Grütze und eine Pfirsich-Creme für euch gefunden.“ Das kam gut an und denen, die nichts abbekommen hatten, lief das Wasser im Mund zusammen. „Ein paar Schüsselchen sind noch da“, gab ich der Gesandten mit auf den Weg zum Buffet. Sie nahm noch freundlich weitere Bestellungen auf – und kehrte kurz darauf mit leeren Händen wieder zurück. Schade, dachte ich, da waren die anderen schneller. „Ich habe nichts bekommen“, sagte die Gesandte kleinlaut. – Ich hätte geteilt, ehrlich. – „Das Buffet war noch gar nicht eröffnet.“ Da saß ich längst am Tisch und kratzte den letzten Rest aus meiner Schüssel.
Tim Birkner