22. Juni 2007
Herr Strunz, Sie sagen den Tageszeitungen in den kommenden zehn Jahren eine zunehmende Boulevardisierung voraus. Wie könnte die aussehen?
Wir müssen uns dafür erst einmal den Begriff Boulevardisierung genau vornehmen. Damit meine ich: Das Unterhaltungselement wird zunehmen. Sie können das in der Markenfamilie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) wunderbar jetzt schon sehen. Die FAS, also die Sonntagszeitung der FAZ, ist die Boulevard-Variante der FAZ unter der Woche. Sie ist farbiger, sie ist unterhaltsamer, sie ist leichter zu lesen, sie macht mehr Spaß. Das ist das Vorbild für das, was ich für den gesamten Zeitungsmarkt voraussage.
Eine andere Frankfurter Tageszeitung, die Frankfurter Rundschau, hat gerade eben ihr Format geändert. Sie erscheint im halb so großen Tabloid-Format. Erleichtert das handlichere Format die Boulevardisierung?
Das Tabloid-Format ist für ein modernes Printmedium sehr geeignet. Es ähnelt eher einer Zeitschrift. Wer das Format neu einführen möchte, darf nicht den Fehler machen, die alten langen Texte einfach auf kleinere Seiten zu stellen. Das geht natürlich nicht auf. Die Seiten müssen im Tabloid anders aussehen, als im großen Nordischen Format. BILD am SONNTAG erscheint im 51. Jahr in dem modernen Format.
Werden dem Beispiel der Frankfurter Rundschau weitere Zeitungen folgen und künftig im Tabloid-Format erscheinen?
Es ist ein wenig einfacher zu lesen. Es ist günstiger zu produzieren. Sie brauchen weniger Papier. Es geht, glaube ich, schon in diese Richtung. Dass das Format allerdings ein Allheilmittel ist, damit manche Titel aus der Krise kommen, das glaube ich nicht. Entscheidend bleibt, was drinsteht.
INTERVIEW: TIM BIRKNER