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Feuer und Flamme für das neue Heizkraftwerk

Statt in 41 kleinen Heizkesseln, lodert das Feuer in Seßlach in einem großen vor den Toren der Altstadt. Landwirtschaftsminister Josef Miller (Mitte) möchte, dass die Flammen des Seßlacher Gemeinschaftswerkes noch auf viele Kommunen überspringen. FOTO: TIM BIRKNER

VON TIM BIRKNER

SESSLACH - Der bayerische Landwirtschaftsminister Josef Miller (CSU) weihte gestern offiziell das Seßlacher Hackschnitzel-Heizkraftwerk ein.

Er lobte die Weitsicht des Stadtrates und des Bürgermeisters Hendrik Dressel sowie die Waldbauern, die zusammen schon vor zwei Jahren eine Entscheidung gefällt haben, die sich heute als wichtig, notwendig und richtig erweist. "Alle reden vom Klimawandel, Sie haben bereits gehandelt."
Die Anlage versorgt inzwischen 41 Häuser mit Wärme, darunter die Schule, das Rathaus, die Landherberge und die Wefa in Seßlach direkt gegenüber der Anlage. Die Heizleistung liegt für den Hackschnitzelkessel bei 1,3 MW, als Ersatz kann ein Ölkessel einspringen. Von den knapp 1,4 Millionen Euro, die die Anlage kostete, wurden gut 200 000 Euro über Fördermittel finanziert.

Dressel sprach bei der Eröffnung auch von den vielen Hindernissen, die es von der ersten Idee bis heute zu überwinden galt. Viele wollten sich vor zwei Jahren nicht beteiligen, weil "das Öl eh wieder billiger wird", erinnert sich der Bürgermeister und Geschäftsführer der Fernwärme Seßlach GmbH.

Auch dieses Modell der Public-Privat-Partnership hätte den Behörden viel abverlangt - sie wollten beispielsweise wissen, ob das überhaupt mit der Gemeindeordnung vereinbar sei. So kamen zu einem halben Jahr Planung ein halbes Jahr Genehmigung hinzu. Danach war die Anlage in nur fünf Monaten Bauzeit errichtet.

Die Fernwärme Seßlach GmbH gehört zu 52 Prozent der Stadt Seßlach, zu 24 Prozent der Waldbauern GdbR und zu 24 Prozent dem Ingenieurbüro Krug Schmidt Röthig aus Rödental. Doch die vielen Steine sind inzwischen aus dem Weg geräumt, auch dank des jetzigen Betreibers Albert Sebald (Waldbauern GbdR), der nicht nur das Holz beisteuert, sondern mit viel Herzblut durch die Altstadt zog und Sympathisanten für das Heizkraftwerk warb. Heute sind diese Hausbesitzer an das Fernwärmenetz angeschlossen, das inzwischen drei Kilometer lang ist.

 "Jetzt sind Nachahmer gesucht", forderte Miller die vielen Bürgermeister auf, die zu der Festveranstaltung gekommen waren. "Bei künftigen Neubaugebieten müssen wir die Energieversorgung gleich bei der Planung mit berücksichtigen", forderte schließlich auch Landrat Karl Zeitler (SPD). Für das Gymnasium und die Realschule in Neustadt sei bereits eine Hackschnitzelanlage in Betrieb, allerdings nicht in der Größenordnung der Seßlacher.

Stilecht war der Boden des Festzeltes mit Hackschnitzeln aufgeschüttet, die Miller nach seiner Rede in dem Feuerungskessel brennen sah. Seine Augen leuchteten, denn sein politisches Ziel ist es, zehn Prozent des Primärenergiebedarfes aus Biomasse zu gewinnen. Momentan liegt die Quote in Bayern bei knapp fünf Prozent. "Der Einsatz von Biomasse ist eine Chance für die Land- und Forstwirtschaft und dient damit dem gesamten ländlichen Raum." In Bayern wüchse jede Sekunde ein Kubikmeter Holz nach, aber nur zwei Drittel des Jahreszuwachses werden auch geerntet. Dies zeige, so Miller, welch enorme Resourcen in unseren Wäldern noch schlummerten.
"Bei Kohle, Gas und Öl verbrauchen wir jedes Jahr das, was die Natur in 500 000 Jahren geschaffen hat", sagte Miller in Hinblick auf Nachhaltigkeit und die Bewahrung der Schöpfung. Damit das Feuer auch mit Gottes Segen brennt, weihten Pastor Werner Weicht und sein evangelischer Kollege die Anlage - und sind mit ihren Gemeindehäusern auch Kunden der Fernwärme GmbH. Kein Wunder, dass Miller diese Anlage für ein Vorbild hält: "Dies ist ein Gemeinschaftswerk, das unter großen Anstrengungen entstanden ist. Hier in Seßlach zählen Taten und nicht nur Worte." 

Und an neuen Taten wird hinter den Kulissen schon gearbeitet. Weitere Wärmekunden könnten schon bald angeschlossen werden. "Wenn diese Investition einigermaßen verdaut ist, in drei bis fünf Jahren, dann werden wir uns an den zweiten Bauabschnitt machen", sagte Dressel.

20. März 2007


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