3. Februar 2008
Wernstein. Wie konnten Ferien schöner anfangen als mit einer Feier? Einer Feier der ganzen Schulgemeinschaft, die - gleich ob Schüler, Lehrer, Geschwister oder Eltern - maskiert erschien. Da saßen Brieftauben im Publikum neben Feen, Prinzessinnen, Landstreichern und Piraten. Und alle waren gespannt, was die neun vertretenen Klassen der Freien Waldorfschule Wernstein bei der ersten öffentlichen Monatsfeier des Jahres 2008 am vergangenen Samstagvormittag im brechend vollen Saal der Schule alles präsentieren würden.Natürlich ging alles faschingsgemäß munter, lustig und nicht immer ganz mit rechten Dingen zu. Zum Auftakt träumte eine Schülerin der 2. Klasse einen Traum von einem närrischen Gang zum Kaufladen. Mehl wollte sie, aber kein weißes, Essig gegen den Durst, Honigsalz und zum Kilo Milch bitte einen Liter Käse sowie vier Meter Leberwurst. Als so manche Hausfrau im Publikum noch rätselte, was die Gute wohl mit diesen Zutaten zu kochen gedenke, musste sie dem Verkäufer gestehen, dass sie leider kein Geld dabei hatte. Und diese Peinlichkeit war eine gute Gelegenheit, um wieder aufzuwachen.Die 1. Klasse trauerte in Gedichtform um eine Mütze, die statt die Ohren zu wärmen in einer Pfütze landete und baute - gesprochen und gesungen - einen Schneemann mit der Eurythmielehrerin. Auch die 3. und 4. Klasse zusammen trug Gereimtes vor. Da schlugen so manche Erwachsenenherzen höher, kannten sie doch die Streiche von Max und Moritz selbst noch aus ihrer Kindheit. Erst als Witwe Bolte tatsächlich vier ihrer Hühner eingebüßt hatte, durfte das Publikum applaudieren. Schwungvoll ging es zu bei den Stöckchen schwingenden und Bälle werfenden Drittklässern, die zu Klavierbegleitung gar nicht so einfache Schrittkombinationen vorführten. Kein Wunder, dass der Ball schließlich in hohem Bogen im Publikum landete. Eine ägyptische Schönheit fing ihn auf und betrat mit ihrer gesamten, ebenso fantasie- wie prachtvoll verkleideten 5. Klasse die Bühne. "Wir leben alle noch in unserer gerade zu Ende gegangenen Geschichtsepoche und damit im alten Ägypten", erklärte die Klassenlehrerin, Dagmar Bosse-Zeller. Und schon rezitierten und spielten die Schülerinnen und Schüler ein englisches Gedicht über eine unglücklich in einen englischen Soldaten verliebte Ägypterin. Aber nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrerschaft der Waldorfschule hatte für diese Monatsfeier gemeinsam etwas Besonderes vorbereitet. Sie alle besuchten - ausstaffiert mit langen Hasenohren, Stummelschwänzchen und Lederranzen - die Hasenschule, in der zu erfahren ist, welches Kraut am besten schmeckt, dass der Fuchs ein übler Geselle ist und es - leider - nicht jeder zum Osterhasen schafft. "Der Frau Konnow ist das Ei runtergefallen", freute sich Hannes. Ja, auch Lehrer können eben nicht alles. Und die Kinder dürfen das ruhig wissen.Dass nicht nur lustige Kinderreime zu einer Faschingsfeier passen, sondern auch Johann Wolfgang von Goethe höchst selbst einen Beitrag zu leisten vermag, bewies die 7. Klasse. Sie hatte den "Zauberlehrling" einstudiert und eigens eine alte Zinkbadewanne auf die Bühne geschleppt. Die Geschichte ist bekannt: Der Zauberlehrling genießt die sturmfreie Bude und schickt einen alten Besen Wasser holen. Der tut das auch, aber leider hat der Azubi vergessen, wie er den Besen wieder zurückverwandeln kann und der flutet das ganze Haus. Auf ein flehentliches Zeichen des in helle Aufregung geratenen Lehrlings streckt der Besen ihm nur frech die Zunge raus. Da merkt man gar nicht, wie viele Strophen man rezitiert. Das macht einfach nur Spaß. Und die Jüngeren machen kurzweilig Bekanntschaft mit einem großen Dichter. So zollten alle einander Aufmerksamkeit und Respekt: Die Großen schmunzelten über die Verslein der Kleinen und die Kleinen erhielten eine Vorgeschmack, was in den nächsten Schuljahren noch alles Spannendes zu erleben und zu lernen sein wird. Nun sind Ferien. Das halbe Schuljahr ist vorbei. Kann es ein schöneres Zwischenzeugnis geben als den Applaus einer ganzen Schulgemeinschaft?
Christa Burkhardt