VON TIM BIRKNER
AHLSTADT ? Die Ahlstadter haben sich zwei Jahre lang um die Zukunft ihres Dorfes bemüht. Ziel ist die Aufnahme in das Dorferneuerungsprogramm. Zwei Stunden präsentierten sie am Dienstagabend ihre Visionen. Dafür gab es eine Eins mit Stern, doch trotzdem muss ganz Ahlstadt weiter warten. Die Dorferneuerung wird frühestens Ende 2007 eingeleitet.
Die Kirche spielt in Ahlstadt eine wichtige Rolle. Das war schon immer so, und das soll nach dem Willen der Bürger auch so bleiben. St. Bonifatius ist schon immer das einzige Denkmal im Ort, inzwischen ist sie auch der einzige größere Saal im Dorf. Pfarrer Eberhard Wunder hat für seine Gemeinde immer ein offenes Ohr. Doch so voll wie am Dienstagabend war seine Kirche lange nicht mehr. Der Pfarrer weiß darum. Auch deshalb hat er sich in der Arbeitsgruppe ?Wir? bei der Dorferneuerung eingebracht. Er hat gestritten und geschlichtet, hat überlegt und verworfen. So wie die ganze Dorfgemeinschaft es getan hat.
?Dorferneuerung ist mehr als nur neue Straßen?, sagte Sachgebietsleiter Rainer Albart vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE). Er prüft, ob ?Dorferneuerung nötig und sinnvoll? ist. Allerdings betonte er auch die zweite Bedingung: ?Die Dorfgemeinschaft muss sich einbringen, selbst Visionen erarbeiten und Pläne schmieden.?
In vier Gruppen diskutierten die 202 Ahlstadter miteinander: ?Wir? für die Dorfgemeinschaft, ?Natur?, ?Verkehr? und ?Ortsbild?. Angefangen haben die Dorfbewohner mit einem Seminar an der Schule für Dorf- und Flurentwicklung in Klosterlangheim. Dann hieß es Schwächen und Stärken erkennen, um daraus Leitlinien herauszuarbeiten. Viele kleine und auch größere Maßnahmen sollen das Dorf mit seinen Alleen und dem geschlossenen Ortsbild zu ?einem blühenden Vorort von Meeder? machen.
Ein paar Beispiele: Die Kirche soll im Dorf das Zentrum bleiben. Mit Zustimmung von Pfarrer Wunder soll der ?Dom der Langen Berge? zum Kultur-Dom werden. Die festen Kirchenbänke sollen durch eine bewegliche Bestuhlung ersetzt werden. Außerdem bekommt das Erdgeschoss der Kirche eine neue Heizung. Auf Höhe der ersten Empore soll ein Klimazelt angebracht werden, das im Winter zugezogen werden kann, damit die Wärme nicht sofort nach oben abziehen kann. In den Kirchturm kommt das Dorfarchiv. Feiern, Musikveranstaltungen, Theaterabende werden so in der Kirche ihren festen Platz neben den Gottesdiensten bekommen. ?Dieses Nebeneinander ist einmalig und eine wirklich gute Idee?, so Abteilungsleiter Anton Hepple vom ALE.
Der zweite zentrale Punkt ist der Dorfplatz am Backhaus. Gleichzeitig ist er Altglassammelstelle und Schulbushaltestelle. ?Die einzige Stärke ist, dass der Bus überhaupt hier hält?, so Bernd Dressel vom Arbeitskreis Ortsbild. Nun soll der Backofen überarbeitet werden und ein Vordach bekommen, damit Bäcker wie Schulkinder nicht länger im Regen stehen müssen. Der Platz zwischen Back- und Milchhaus soll wieder als Platz erkennbar werden. Momentan ist er ein Flickenteppich aus Teer, weder Straße noch Platz.
Überhaupt sind die Straßen in einem denkbar schlechtem Zustand, wie die Arbeitsgruppe Verkehr zeigte. Keine Gehsteige, holprige Teerstrecken, Hochwasser bei größeren Regenfällen, auch deshalb weil viele Hofflächen zur Straße hin entwässert werden.
Ahlstadt ist umgeben von einem Grüngürtel, doch im Westen fehlt ein Stück. Diese Lücke möchte der Arbeitskreis Natur schließen.
Die sechs Vollerwerbs- und zwölf Nebenerwerbslandwirte machten sich ebenfalls Gedanken um ihre Zukunft. So soll ein Ringweg um Ahlstadt herum dafür sorgen, dass die schweren Landmaschinen nicht mehr durch das Dorf hindurch müssen. Ebenfalls geplant ist ein gemeinschaftlicher Wasch- und Tankplatz.
Und dann braucht Ahlstadt noch dringend einen schnellen und günstigeren Zugang zum Internet. ?Für die Jugend wie für die Landwirte ist DSL unglaublich wichtig?, so Landwirt Udo Wölfert.
Hepple würdigte den Einsatz der gesamten Dorfgemeinschaft. ?Jeder Euro ist hier gut angelegt?, sagte er. Nur Hepple hat kein Geld mehr. Deshalb muss nun Ahlstadt warten, bis die vielen Projekte auch umgesetzt werden können. ?Vor Ende 2007 wird das nichts?, vertröstete Hepple die Ahlstadter: ?Doch wer gute Ideen hat, wird Schlupflöcher finden. Schließlich steht ja 2008 die Kommunalwahl an.? Manchmal, fügte er hinzu, gebe es dann plötzlich wieder Geld, das vorher gestrichen wurde.
Er zeigte sich vom Dialog und Miteinander beeindruckt: ?Die klamme Kirche tut sich mit der klammen Gemeinde zusammen und schafft etwas, was dem ganzen Dorf nutzt.?
St. Bonifatius, der Dom der Langen Berge, soll zum Kultur-Dom erweitert werden. Hinder den Bäumen, die in ganz Ahlstadt für viel Grün sorgen, versteckt sich auch das Gemeindehaus. Dort befinden sich Toiletten und Küche ? mehr braucht´s doch auch für einen Theaterabend in der Kirche nicht, finden die Ahlstadter.
?Es ist eine Stärke, dass hier der Bus überhaupt hält.? Der Platz zwischen Back- und Milchhaus spielt bei der Dorferneuerung eine zentrale Rolle.