2. Dezember 2010
Schüler und Pendler stehen am Donnerstagmorgen auf den Bahnsteigen und warten auf Züge. Die Bahn wird der Schneemassen nicht Herr. Die Züge verspäten sich zum Teil über eine Stunde oder fallen ganz aus.
Lichtenfels – Donnerstag, kurz vor sieben Uhr: der Pendlerzug nach Coburg und weiter über Neustadt nach Sonneberg kommt gerne ein wenig spät. Heute spuckt das Internet plus 35 Minuten aus. Die Bahnsteige sind voller Menschen, die Gleise leer. Die automatische Ansagestimme verspricht sich immer an der selben Stelle: „Wir bitten um Ent – schluck – schuldigung.“ Eine echte Stimme verkündet, dass der ICE nach München ausfällt. Einmal sagt sie das, der ICE schafft es nicht einmal mehr auf die Anzeigetafel. Dort verschwindet auch irgendwann der Pendlerzug. Bis kurz nach acht ist noch nichts zu sehen oder hören.
Das gleiche Bild in der Gegenrichtung: Auch von Neustadt in Richtung Coburg schaukeln sich die Verspätungen auf, ein Zug entfällt schließlich ganz.
Die starken Schneefälle und Schneeverwehungen hatten am Mittwochabend vor allem in Nordbayern zu starken Beeinträchtigungen im Zugverkehr geführt. Es kam vor allem im Großraum Bamberg, Lichtenfels, Saalfeld, Hof und Cham zu Streckensperrungen und starken Behinderungen im Regional- und Fernverkehr. „Ab 18 Uhr begannen die Schneefälle und wir hatten ziemlich schnell flächendeckend Weichenstörungen“, sagte Franz Lindemair, Pressesprecher der Deutschen Bahn. Die Folge waren Verspätungen bis zu einer Stunde. Ab 22 Uhr am Mittwochnacht war klar, dass nur ein ausgedünnter Fahrplan helfen kann, die verbliebenen Züge an ihr Ziel zu bringen. Die ICEs von Berlin nach München entfielen in der Folge bis in die Morgenstunden.
Als am Morgen die Strecke wieder frei war, krachte zwischen Ludwigstadt und Steinbach ein Baum in die Oberleitung und legte die Strecke erneut lahm. „Ich weiß noch nicht, wann der Verkehr hier wieder rollen kann. Die Züge enden momentan in Ludwigstadt und fahren dann zurück nach Lichtenfels“, sagte Lindemair am Nachmittag der Neuen Presse. Die ICEs wurden den ganzen Tag über Fulda weiträumig umgeleitet.
Sogenannte Spurloks mussten in der Nacht die Strecken in Oberfranken abfahren, um den Schnee von den Gleisen zu räumen und die Strecke für folgende Personenzüge frei zu geben. „Die Lokführer müssen bei Schneegestöber langsamer fahren, denn es muss sicher sein, dass sie alle Signale erkennen“, erläutert der Pressesprecher. Personell sei die Bahn auf den Winter vorbereitet gewesen. Spezielle Einsatzpläne hätten viele Mitarbeiter in Alarmbereitschaft gesetzt, die am Mittwochabend auch genutzt worden sei.
Und der Pendlerzug nach Coburg? Er kam mit über einer Stunde Verspätung in Lichtenfels an. Dort endete er und fuhr gleich wieder nach Nürnberg zurück. „Das war am Morgen unser größtes Sorgenkind“, gestand Lindemair.
Tim Birkner