3. Oktober 2012
Lichtenfels – Immer mehr Kinder im Landkreis besuchen Ganztagesklassen. Das bedeutet auch, dass sie über Mittag in der Schule bleiben und dort essen müssen. Seit vier Jahren bauen die Schulen ihre Küchen und Kantinen – und gehen dabei ganz unterschiedliche Wege. Für die Schüler heißt das immer öfter, die angebotene Verpflegung ist Pflicht. Doch wo kommt das Essen an unseren Schulen her?
Küchen mit einer mittleren Größe von 300 bis 800 Essen pro Tag kennzeichnen den Markt der Schul-Caterer im Landkreis Lichtenfels. In allen Fällen heißt das: Das Essen wird täglich frisch gekocht. Und: Das Essen wird gefahren. Süßspeisen oder Salate werden teilweise vor Ort zubereitet, doch die Hauptspeise kommt aus der Großküche von außerhalb. Küchen mit größerer Kapazität klopfen bereits an die Schultüren und stehen bereit, ihr Essen auch in den Landkreis zu liefern.
Coaching für die SchulenDas Meranier-Gymnasium in Lichtenfels bekam das Essen am Anfang aus der Küche des Klinikums. Heute können die Schüler sehr frei ihre Essen bestellen. Die vorbestellten Essen sind mit durchschnittlich 30 bis 40 Portionen vergleichsweise gering. Der Caterer, der das Essen liefert, kommt aus Kloster Banz. „Eat and more“ ist der Name der Klosterschänke, wenn es um Schulessen geht. Inhaberin Martina Fischer spricht von einem Aufbruch: „Für die Schulen war das neu. Jede hat ihr eigenes System aufgebaut.“ Sieben Schulen und Kindergärten beliefert sie täglich und stellt nicht nur Unterschiede in der Organisation fest. „Auch die Geschmäcker sind sehr verschieden. Schney zum Beispiel isst gerne süß. Da kommen Nachspeisen gut an. In Untersiemau ist es gerade umgekehrt.“
Am Meranier-Gymnasium läuft derzeit ein Coaching mit einer Ökotrophologin vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth. Die Ernährungsexpertin hilft an rund einem Dutzend Schulen in Oberfranken das Essenskonzept zu optimieren. Das Ziel, so beschreibt es Konrektor Hubert Gehrlich, der das Essen an der Schule organisiert, sei eine ausgewogene Ernährung, die den Schülern auch schmeckt. So schlecht wie bei freier Wahl die Küche planen kann, so gut bekommt sie aber auch eine Rückmeldung, was besonders gut läuft. „Lasagne oder Schinkennudeln sind der absolute Renner“, sagt Fischer. Gehrlich kann dann bis zu 90 Schüler in seiner Mensa löffeln sehen – wenn es nicht schmeckt, sind es manchmal auch nur zehn.
In den Kindergärten kommt einfach das Essen ohne große Auswahl. Oft insbesondere im Raum Schwürbitz, Michelau, Lichtenfels und Bad Staffelstein, kocht der „Kochtopf“ aus Lichtenfels für die Kinder. „Wir versuchen, die Wege möglichst kurz zu halten“, sagt Angela Dütsch, eine der Teilhaberinnen. Mit drei Autos sind ihre Mitarbeiter unterwegs, um das Essen für die Kleinsten auszufahren. „Länger als eine Dreiviertelstunde ist kein Essen im Auto“, sagt sie. Dafür kochen sie in mehreren Etappen und die Autos fahren mehrmals zum Nachfassen.
In Altenkunstadt gibt es an der Mittelschule bereits fünf Ganztagsklassen, entsprechend viele Kinder essen dort auch.
Kliniken kochen für SchulenDie Küche des Helmut-G.-Walther-Klinikums liefert 86 dorthin. Weitere 300 Essen aus der Krankenhausküche werden bis in den Landkreis Coburg gefahren und natürlich der Kindergarten am Klinikum mit 30 Essen versorgt. Ungefähr die Hälfte aller Essen sind damit für auswärts bestimmt.
Auch die Großküche im Bezirksklinikum Kutzenberg kocht für Schulen im Landkreis. Rund 25 Essen kommen an die Pater-Lunkenbein-Schule in Ebensfeld und nochmals drei bis acht in den Kindergarten nach Kleukheim. Wieviele Essen insgesamt gekocht werden und ob noch weitere externeAbnehmer Essen bekommen, möchte die Leitung der Verwaltung nicht verraten.
Das Förderzentrum der Caritas in Lichtenfels kocht selbst für seine beiden Wohnheime, den Kinderhort und die Tagesstätte der Maximilian-Kolbe-Schule, die Werkstätten kommen jeden Tag 400 Essen zusammen. Vor Ort gekocht, nach kurzen Wegen gleich verspeist.
Kurze Wege sind auch das Prinzip in Michelau. Hier kocht die Kantine von Scherer & Trier für die Schule mit. Rund 120 Essen sind für die Mitarbeiter, weitere 30 gehen an den Hort und die offene Ganztagsschule im Ort.
Neubau an der RealschuleIn Burgkunstadt kocht Regens-Wagner nicht nur für das eigene Wohnheim und die angeschlossenen Werkstätten, sondern auch für Gymnasium, Realschule und Mittelschule. Auch die Grundschule in Weismain bekommt ihr Mittagsessen aus der Großküche. „Wir kochen jeden Tag rund 450 Essen“, sagt Leiterin Sabine Schubert. An der Realschule steht bereits der Neubau für eine Mensa. Die erste gebundene Ganztagsklasse hat in diesem Jahr begonnen, Jahr für Jahr soll eine weitere Klasse hinzukommen. Damit steigt auch dort die Zahl der Schüler, die über Mittag in der Schule bleiben und etwas zu essen brauchen. „Im Augenblick essen unsere Schüler noch im Gymnasium mit. Doch wenn alle Jahrgangsstufen eine Ganztagsklasse haben, dann brauchen wir eine eigene Mensa“, sagt Schulleiter Rudolf Kodalle. Wenn die eigene Mensa dann fertig ist, muss dort das Catering neu ausgeschrieben werden. Beim Sachaufwandsträger – dem Landratsamt Lichtenfels – wird dann nach Qualität und Preis entschieden, wer den Zuschlag bekommt.
Ein Blick über die Landkreisgrenze hinaus zeigt, dass der Trend durchaus zu größeren Küchen geht. In der ehemaligen Bundeswehrkaserne in Ebern kocht der „Essen Heimservice Itzgrund“ jeden Mittag 1100 Essen. Bislang beliefert er lediglich die beiden Kindergärten in Döringstadt und Ebensfeld im Landkreis Lichtenfels. Noch. gerne würden sie mehr Schulen beliefern.
Martina Fischer von „eat and more“ sagt, sie sei eine der ersten gewesen, die Schulen beliefert habe. Vier Köche kann sie nur beschäftigen, weil sie beides anbietet: Essen in der Gastwirtschaft und Belieferung der Schulen. „Wir kochen fast ohne Konservierungsstoffe und ohne Geschmacksverstärker“, beschreibt sie ihr Konzept. Die Kinder, das beobachtet sie, kommen aber aus sehr unterschiedlichen Ess-Gewohnheiten. Damit bleibt es ein ständiger Spagat, Kinderwünsche und gesunde Ernährung zusammen zu bringen. Wenn es gelingt, wie bei Schinkennudeln, dann ist die Mensa voll. An anderen Tagen, sagt der Konrektor der Meranier-Gymnasiums, Hubert Gehrlich, „bestellen die Schüler Pizza oder der Bringdienst vom Chinesen steht vor dem Schultor.“
Tim Birkner