18. Oktober 2010
Bevor ich wieder Sachen weg werfe, die ich dann – kaum ist die Müllabfuhr vorbei – dringend brauchen könnte, belasse ich es heute beim Stöbern. So kommt das „Arbeitnehmerpastoral“ noch nicht gleich in die rote Altworttonne. Vielleicht kann ich ja noch etwas daraus schnitzen. Wenn nicht heute, dann eben morgen. Möglicherweise taugt es als Grundlage für Nehmerqualitäten, die man als Arbeitnehmer zweifelsohne braucht. Oder – zugegeben etwas pietätlos – ich mache eben Pasta aus dem anhängenden pastoral. Erst das Fressen, dann die Moral. Brecht kannte das arbeitende Proletariat. Aber sind wir nicht ein Volk der Dichter und Denker? Zumindest zum Teil. Wenn ich lese: „Nicht vergessen, Döner essen“, dann denke ich eher an Dichter und Reimer. Allerdings ist die Werbung wunderbar flexibel und würde auch zu meiner Pasta passen: „Nicht vergessen, Pasta essen“ – Haut rein, was das Zeug hält, Hauptsache die Speise hat nur zwei Silben. Schöner ist da der Reimklassiker aus München: „Lass dir raten, trinke Spaten“, positiv formuliert, und Reime auf Spaten sind auch auf ein paar wenige Taten beschränkt. Solch einen unverwechselbaren Reim wünsche ich auch einer Weißwurstfabrik, die ihre Wurst in einem ganzen Heft preist. Da steht dann beispielsweise, dass die bayerische Weißwurst zur Geselligkeit beitrage. Warum? Weil man typischer Weise drei Stück bestellt. – Aha. So einfach ist das mit der Geselligkeit. Dann doch lieber „Nicht vergessen, Weißwurst essen.“
Tim Birkner