Eine beste Freundin
Wenn Freundschaftsbande reißen
Zehn Jahre lang sind die Nachbarinnen Pril und Ruth dickste Freundinnen. Die Kinder sind im gleichen Alter, und die beiden Frauen haben sich über Erziehungs- und Haushaltsfragen hinaus viel zu sagen. Tabus gibt es keine. Die beiden reden über die Liebe, über Banalitäten, über ihre Träume, nicht verheilte Wunden aus ihrer Kindheit und andere intime Geheimnisse. Es ist ein besonderes Band, das die beiden verbindet. Dass es reißen könnte, zieht die lebenslustige Pril nicht in Betracht. Aber Ruth zerreißt es eines Tages. Sie fährt mit ihren Kindern in Urlaub und kommt nicht zurück. Ihrem Mann Reed bleibt ein vager Abschiedsbrief. Pril bleibt gar nichts. Sie ist verletzt, weil sie ihre beste Freundin nicht in diesen doch so wichtigen Plan eingeweiht hat. Sie ist wütend, weil sie keine Nachricht von Ruth erhält. Sie trauert um eine verlorene Freundschaft, die eine feste und bedeutsame Größe in ihrem Leben darstellte. Ihre eigene Familie wird einer Zerreißprobe ausgesetzt. Denn ihr Mann Scott ist auf Reeds Seite und versteht nicht, was in Pril vorgeht. Er versteht nicht, dass Ruth auch sie verlassen hat. Die beiden Kinder erörtern beim Essen, bei wem sie lieben blieben, wenn sich ihre Eltern ebenso trennen würden wie Ruth und Reed. Da gibt Reed zu allem Überfluss Pril als Zeugin im Sorgerechtsverfahren für die Kinder an. Susan S. Kelly porträtiert einfühlsam, witzig und mit viel Liebe eine Frauenfreundschaft besonderer Intensität. Ihr Thema sind Trennungsschmerz und Abschied. Ihr Plädoyer lautet auf den Mut, unpopuläre Entscheidungen zu treffen und die Richtung zu wechseln, auch wenn die eingeschlagenen Wege mit Rosen gepflastert scheinen. Denn neben dem Schmerz wird denen, die man liebt und verlässt, auch ein Vermächtnis bleiben.
Susan S. Kelly: Eine beste Freundin (204 Seiten). Ausgezeichnet mit dem Carolina Novel Award. Wilhelm Heyne Verlag München, November 1999. ISBN 3-453-16101-7. 12,90 Mark.