15. Juli 2008
Bad Rodach – Der Korporationswald Bad Rodach ist ein Vorbild. Gut 200 Eigentümer bewirtschaften gemeinsam rund 330 Hektar Wald. Früher war das die Brennholzversorgung der städtischen Häuser, heute sind die Anteile längst mehrfach vererbt und im ganzen Land verstreut. Vorbildlich hat die Korporation beispielsweise die Wilddichte geregelt. Die Jagdpächter kommen ihren Pflichten nach, der Verbiss an den nachwachsenden Laubbäumen hält sich in Grenzen.
Anderen Tierchen dagegen schmeckt es im Rodacher Forst gut. Die Buchdrucker und Kupferstecher fressen sich durch die Fichten. Gut ein Hektar alter Fichten muss in den kommenden Tagen gefällt werden. Der Borkenkäfer hat den Bäumen zugesetzt. „Häufig ist das im zweiten Jahr nach einem großen Sturm zu beobachten“, sagt Revierförster Norbert Wimmer. Kyrill hat auch in Rodach seine Spuren hinterlassen. Die Bäume, die er nicht umwerfen konnte, hat er stark geschüttelt, so sehr, dass das Wurzelwerk in Mitleidenschaft gezogen wurde. Damit ist die Wasserversorgung nicht mehr optimal möglich. Und sie ist die Grundlage für eine Abwehr gegen die Borkenkäfer. Kommt dann noch eine Trockenperiode dazu, ist es um den „Brotbaum“ des Waldes geschehen.
„Besonders gefährlich ist jedes Jahr die dritte Generation an Käfern. Nachdem die erste bereits sechs Wochen früher dran war, werden wir da sicherlich im August noch einiges erleben“, so Wimmer. Wenn gefällt werden muss, dann empfiehlt Wimmer großzügig zu handeln und lieber ein paar Fichten mehr einzuschlagen. „Damit können wir aktiv Waldbau betreiben und Platz für neue Baumarten schaffen“, so Wimmer.
Zwar bringe eine 80-jährige Fichte noch immer gutes Geld, aber immer weniger Fichten erreichen dieses Alter überhaupt. In der Midlife-Crises erwischt es sie: Käfer, Stürme, Trockenheit - für viele Fichten ist mit 30 Jahren bereits Schluss. „Die Birke wurde lange Zeit verdammt, dabei hat sie keine Pflanzkosten, weil sie sich selbst aussät, ist eine stabile Baumart und bringt nach 80 Jahren ebensoviel wie die Fichte“, so Wimmer.
Stets an den Gewinn denkt auch der Eichelhäher. Er versteckt seine Vorräte für den Winter gerne in Fichtennähe. Dort sind sie vor Räubern sicher. Denn die suchen Eicheln nur unter Eichen und Bucheckern nur unter Buchen. Für den Korporationswald ist auch das ein Gewinn. Direkt neben ihren vom Borkenkäfer angefressenen Fichten stehen bereits mannshohe Buchen und Eichen. „Wenn ein Bestand so natürlich verjüngt wird, und wenigstens 30 Prozent davon Laubbäume sind, können private Waldbesitzer bis zu 1000 Euro Zuschuss auf einen Hektar bekommen“, erklärt Wimmer. Das freut den Waldbauern und natürlich auch die Waldbauernvereinigung (WBV).
Stämme ohne Rinde gelten als Käferholz und bringen rund ein Viertel weniger, rechnet der Vorsitzende Wolfgang Schultheiß vor. Auch er versucht immer wieder seine 700 Mitglieder, denen rund 10 000 Hektar Wald im Landkreis Coburg gehören, von den neuen Baumarten im Wirtschaftswald zu überzeugen. Früher waren Buche, Eiche, Esche und Ahorn die Herrscher im Wald und allmählich ergreifen sie auch wieder Besitz über die jetzigen Fichten- und Kiefernwälder. Bei den Submissionsveranstaltungen in Banz oder Unterwohlsbach staunen die Waldbesitzer oft nicht schlecht, wie hohe Preise das lange ungeliebte Laubholz erzielt. „Die Fichte ist ein Termingeschäft. Nach spätestens 80 Jahren muss sie raus“, erklärt Schultheiß. Einer Eiche hingegen ist es ziemlich egal, ob sie noch 50, 100 oder 150 Jahre länger wächst.
Besonders robust sind die Laubbäume, die natürlich gewachsen sind. „Ihre Wurzeln sind viel kräftiger und stärker, als die künstlich gepflanzter Bäume“, lobt Wimmer. Und so ganz wird nicht klar, ob er mit dem Lob die Bäume, die Jäger, die Waldbesitzer oder den Eichelhäher meint.
Tim Birkner