25. September 2007
VON TIM BIRKNER
COBURG - Es war so schön geplant. Die IHK läd auf die Brandensteinsebene und informiert die Stadt- und Kreisräte über den neuen Verkehrslandeplatz. Es gibt Häppchen und eine Liste mit geladenen Gästen. Wer nicht auf der Liste steht, wird vom Sicherheitsdienst nicht auf das Gelände gelassen. So wie zum Beispiel die rund 100 Demonstranten aller Bürgerinitiativen gegen einen neuen Verkehrslandeplatz im Coburger Land. Gossenberg und Biberbach, Wiesenfeld und Freiberg, Rattelsdorf und sogar Bad Staffelstein war mit Demonstranten und Transparenten vertreten. Sie meldeten ihre Demonstration artig an, doch die Veranstalter verlegten kurzerhand den Eingang und organisierten einen Buspendeldienst, damit die geladenen Gäste nicht mit den Transparanten konfrontiert werden. "Lobbyismus statt Demokratie" zum Beispiel oder "Menschen sind wichtiger als Profitgier". Ein paar der Räte haben aber dennoch den Weg an den Demonstranten vorbei gewählt und auch das Gespräch gesucht. So zum Beispiel Oberbürgermeister Norbert Kastner. Er redete ruhig und sachlich mit den Demonstranten vor einem der geschlossenen Tore, obwohl hinter den Toren auf ihn gewartet wurde.
"Stadträte, braucht ihr diese Häppchen?" fragte ein Transparent. Diese Frage blieb offen. "Herr Stoschek, brauchen Sie den Oberbürgermeister?" Diese ungestellte Frage beantwortete der IHK-Präsident. Mit den Gästen im Schlepptau, die die Demonstranten meiden wollten, zog er, lässig mit dem Jackett über der Schulter, an das geschlossene Tor.
Auf der einen Seite standen nun der Gastgeber Michael Stoschek mit Gästen wie Hans Michelbach oder Gerhard Amend, auf der anderen die Demonstranten mit Oberbürgermeister Norbert Kastner und Michael C. Busch. Und obwohl Kastner wie auch Stoschek den neuen Verkehrslandeplatz wollen, waren sie durch ein schweres Eisentor voneinander getrennt getrennt.
Kastner und Stoschek bemühten sich, die Demonstranten ausreden zu lassen, diese bemühten sich Kastner und Stoschek ausreden zu lassen. Viel näher kamen sie sich dabei in der halbstündigen Diskussion nicht. Die Gegner beriefen sich auf ihre Heimat, die sie schützen wollen, die Befürworter auf die Arbeitsplätze. Nichts wirklich Neues, beim gesicherten Plausch über den Gartenzaun.
Zum Beispiel: "Sie müssten den Menschen hier rund um die Brandensteinsebene helfen, einen neuen Landeplatz zu bauen, damit sie endlich vom Fluglärm befreit werden. Hier ist es viel lauter und betrifft viel mehr Menschen", argumentierte Stoschek. Oder: "Wo ist das Problem an 1500 Metern Asphalt?"
"Mein Haus ist nichts mehr Wert, wenn es neben dem neuen Flugplatz steht. Das ist meine Altersvorsorge", argumentierten die Gegner.
Immerhin in einem Punkt verständigten sich die Gegner mit Kastner und Stoschek. Nach mehrmaligen Nachhaken bestätigten die beiden, dass keine Flugzeuge über 5,7 Tonnen auf dem neuen Flugplatz landen sollen. Kastner: "Es wird eine Genehmigung geben, in der das festgeschrieben steht." Und Stoschek: "Wir brauchen keine Flugzeuge über 5,7 Tonnen, die sind viel zu teuer." Die Demonstranten vermuteten, dass dies in dem Gutachten der CDM bereits angedacht wurde. Kastner versuchte klarzustellen, dass die Grenze von 50 Tonnen nur im Lärmgutachten angewendet wurde, um die Anrainer der angedachten Standorte möglichst gut zu schützen.
Das war dann aber genug der Verständigung. Drinnen gab es doch noch Häppchen und die Demonstranten zogen mit eingerollten Transparenten friedlich nach Hause.