31. Januar 2009
Coburg/München – Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), sieht den Lehrermangel in Coburg mit gemischten Gefühlen. Er sieht sich bestätigt, denn bereits zu Beginn des Schuljahres rechnete er vor, dass voraussichtlich zehn Prozent des Unterrichts ausfallen werden. Den Grund sieht Wenzel darin, dass die mobilen Reserven – in Coburg immerhin 25 Lehrkräfte – bereits zu Beginn des Schuljahres fest verplant seien, zum Beispiel für Klassenführungen.
„Dann kann das Schulamt bei der ersten Hustenwelle nicht mehr auf diese Leute zurückgreifen“, sagt Wenzel. Über alle Schularten rechnet er mit 5000 Lehrern, die im Freistaat in diesem Schuljahr fehlen. Der in dieser Woche vom Landtag beschlossene Doppelhaushalt 2009/10 sieht Gelder für zusätzliche 2100 Lehrer vor. „Das begrüßen wir als Verband natürlich“, meint der BLLV-Präsident, doch seien in den nächsten beiden Jahren 20 000 neue Lehrer notwendig.
„Es sind rund 800 Grundschullehrerinnen auf dem Arbeitsmarkt verfügbar. Die betroffenen Schulämter fordere ich auf, diese Lehrerinnen von der Warteliste zu nehmen und zum 1. Februar einzustellen“, sagt Wenzel. „Dann ist der Lehrermangel zumindest vorübergehend gelindert.“
Der Einsatz von Grundschullehrern in Hauptschulen ist für ihn keine Schwierigkeit. „Zumindest in den unteren Klassen können die das natürlich.“
Neben dem steten Klagen nach mehr Lehrern möchte Wenzel das Bildungsklima in der Gesellschaft verbessern. „Wir müssen weg davon, Schüler auszulesen, hin zu einem System, das den Kindern Hilfe anbietet.“ So sollten die Lehrer verstärkt als Förderer und Helfer arbeiten und wahrgenommen werden. Dazu sei nach Ansicht Wenzels unabdingbar, dass die Bereiche Bildung, Soziales und Familien stärker miteinander verzahnt werden.
Wenzel, der selbst 34 Jahre im Schuldienst war und 15 Jahre lang ein Elterntelefon betreute, weiß wie wichtig das Fundament in der Familie ist. „Viele Eltern sind überfordert. Denen müssen wir helfen und ihnen Grundsätze guter Erziehung vermitteln.“ Kinder mit denen gesungen oder denen vorgelesen werde, hätten ganz andere Voraussetzungen für die Schule, als Kinder, die mit zwei Jahren schon vor den Fernseher gesetzt werden, damit Ruhe ist.
Tim Birkner