20. August 2009
Drei Fragen an Dipl. Ing. agr. Bettina Rocha, Mitarbeiterin der Deutschen Vernetzungsstelle Ländliche Räume
Welches Ziel verfolgt die Wasserrahmenrichtlinie der EU?
Das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie ist, einen guten ökologischen und chemischen Zustand für alle Oberflächengewässer und das Grundwasser zu erreichen. Das heißt, dass zum einen bestimmte Grenzwerte z.B. von Nitrat, Pflanzenschutzmitteln und Schwermetallen einzuhalten sind, zum anderen aber auch, dass das Gewässer als ein Lebensraum für Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu verbessern ist.
Wie sehen die Spannungen mit der Landwirtschaft aus?
Durch die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft ist eine Beeinträchtigung der Ökosysteme zu beobachten. Die Belastung von Gewässer mit Nitrat, Phosphat und Pflanzenschutzmitteln geht fast ausschließlich auf das Konto der Landwirtschaft. Um landwirtschaftliche Nutzfläche und Siedlungsfläche zu gewinnen, sind Flüsse begradigt und
Gräben gezogen worden. Folgen sind Hochwasser und technisch stark veränderte Flüsse mit ökologisch gestörtem Gleichgewicht. Eine Umkehrung dieser Entwicklung ist Ziel der Richtlinie, aber ohne die Landwirte nicht zu erreichen. Der Anbau von Intensivkulturen bewirkt auf einigen Standorten z.B., dass der zulässige Nitratgrenzwert überschritten wird.
Ein Verzicht auf eine solche Flächennutzung oder eine Extensivierung der Nutzung z.B. durch geringere Düngung, bedeuten für den Landwirt Ertragsausfälle. Auch die Renaturierung von Flüssen ist nicht ohne Flächenverlust für die Landwirtschaft zu realisieren.
Welche Lösungsmöglichkeiten gibt es?
Eine extensivere und an den Standort angepasste Landnutzung ist unausweichlich, um diese Ziele zu erreichen. Gesellschaft und Gesetzgeber müssen sich damit auseinandersetzen, wie und ob sie die für die Landwirtschaft entstehenden Einkommensverluste ausgleichen wollen.
Förderprogramme bieten für die Umsetzung sogenannter Agrarumweltmaßnahmen, die den Zielen der Wasserrahmenrichtlinie dienen, eine Vergütung, die jedoch nicht immer die Verluste wettmacht. Oftmals bedarf es einer besseren Produktionstechnik, um Einträge in die Gewässer zu reduzieren. Eine aktive Beratung der Landwirte und ein Dialog zwischen
Wasserwirtschaftlern, Ökologen und Landwirten, kann dazu beitragen, für ganze Gebiete konkrete Lösungen zu finden, die nicht zwingend Einkommensverluste mit sich bringen. Solche Ansätze bestehen in vielen Regionen Deutschlands in Form von Runden Tischen, Arbeitskreisen und Kooperationen, wie sie schon seit Jahren in Wasserschutzgebieten erfolgreich angewandt werden.
Tim Birkner