3. März 2008
Weidhausen hat für eine dicke Überraschung gesorgt. Ein parteiloser Außenseiter zwang den amtierenden Bürgermeister in die Stichwahl - und das mit deutlichem Vorsprung. Die nächste Überraschung ist die Zusammensetzung des Gemeinderates: Renate Lippert von den Freien Wählern ist allein unter 15 Männern. Die rote Laterne bei der Frauenquote wandert von Großheirath (bislang eine Frau unter 13 Männern) in den südöstlichen Landkreis.
Großheirath ist dafür ganz weit nach vorne gerutscht: vier von 14 Sitzen sind ab dem 1. Mai von Frauen besetzt. Das gilt übrigens auch für die anderen Gemeinden, in denen der Altbürgermeister in den Ruhestand ging. Auch in Lautertal und Ahorn haben es jeweils fünf Frauen in den Gemeinderat (bei 16 Sitzen) geschafft. Dort, wo ein neuer Wind weht, vielleicht auch neue Hoffnung keimt, mischen künftig mehr Frauen mit. Wenn heute beklagt wird, dass zu wenige Bürger zur Wahl gehen und das Interesse an der Kommunalpolitik sinkt, dürfen sich die Parteien vor Ort an die eigene Nase fassen. Dort, wo rechthaberische alte Herren sich in persönlichen Angriffen üben und den Gemeinderat für eine geschlossene Gesellschaft erklären, wird die Wahlbeteiligung und das Interesse an Politik vor Ort weiter sinken. Wo
aber eine handvoll Frauen den staubigen Laden "Gemeinderat" ordentlich durcheinanderbringen, da werden sich noch mehr Menschen vor Ort in die
Politik einmischen. Da geht es um Leidenschaft in der Sache und um Offenheit. Welches Gremium als Ganzes das in den kommenden sechs Jahren
vorleben kann, wird mit Interesse, politischem Nachwuchs und Bürgerengagement belohnt werden.
Tim Birkner