29. Oktober 2008
Coburg – „Die Autobahn bringt uns Arbeitsplätze und Touristen.“ Seit das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 16 das erste Mal kurz nach der Wende angeschoben wurde, bekommen wir das zu hören. Als die Gerichte den Weg für den Bau ebneten, war eines der Argumente stets: Unsere Wirtschaft braucht die A73, nur so können neue Firmen mit neuen Arbeitsplätzen bei uns in Coburg und im Coburger Land angesiedelt werden. Die Trassenführung ist seit Jahren bekannt, auf den gedruckten Karten des Landesvermessungsamtes ist die A 73 mit allen Details und Anschlusstellen seit 2005 eingezeichnet. Nun ist sie seit sieben Wochen durchgängig befahrbar. Doch von dem Jubel ist bei den Wirtschaftsförderern im Internet nicht viel angekommen.Wer heute hier investieren will, schaut zuerst einmal ins Netz. Und was sieht er dort? – Nichts. Keine Autobahn. Fast nirgends.
Landratsamt Coburg
Die Site des Landratsamtes Coburg zeigt zwar eine Karte mit Radwegen, aber keine Autobahn. Nicht einmal eine geplante Trasse. Die Touristen sollen mit ihren Fahrrädern wohl umweltfreundlich mit der Bahn anreisen. Die Bahnstrecke gibt es aber auch bereits seit 150 Jahren.
SISBY
Das Standort-Informations-System in Bayern (SISBY) des Bayerischen Industrie- und Handelstags zeigt im Internet ebenfalls eine Karte für interessierte Investoren. Nicht ein Funken Autobahn. Stattdessen quält sich die B4 noch durchs Lautertal. Erst in der größten Zoomstufe taucht die Autobahn auf der topografischen Karte des Landesvermessungsamtes auf. Das ist kein Werben für die Standorte in Rödental oder Ebersdorf entlang der A 73.
IHK zu Coburg
Die Industrie- und Handelskammer zu Coburg hat erst gar keine Karte des Kreises, nur einen Link, der längst nicht mehr funktioniert. Im Regionalprofil spricht sie von der „zeitnahen Realisierung der A73“. Das schrieb die IHK im September 2005 – und hat es bis heute nicht geändert.
Stadt Coburg
Bei der Stadt Coburg findet sich in der „Wirtschaftsförderung“ eine schematische Darstellung, in der auch die A73 ein gerader dunkelblauer Strich ist. Immerhin. In den Detailkarten geht die Autobahn von Suhl aus schon bis zur Lauterer Höhe. Bis Rödental ist sie noch in Bau.
Google
Bei Google-Maps ist man schon einen Bauabschnitt weiter. Dort geht die Autobahn bereits bis Ebersdorf. Aber Google macht keine Wirtschaftsförderung für die Region. Google hat keine Arbeitsplätze versprochen und auch keine Touristen.
Landratsamt Lichtenfels
Es geht auch anders. Der Landkreis Lichtenfels stellt auf seiner Site eine Broschüre zum Download bereit. Hier ist die Autobahn bereits zu sehen. Zwar ist der letzte Abschnitt noch in Bau, aber die Trasse und die Anschlussstellen stehen fest. Und im Internetangebot des Lichtenfelser Wirtschaftsförderers ist die Autobahn keine Zukunftsmusik mehr. Dort heißt es: „Im Zuge der Realisierung des Projekts Deutsche Einheit Nr. 16 wurde die A 73 in der Verbindung Nürnberg-Erfurt realisiert – feierliche Eröffnung war am 5. September 2008. Sie wird unseren Wirtschaftsraum entscheidend stärken.“ Na also. Geht doch.
Tim Birkner