23. Oktober 2008
3 Fragen an Rainer Bier, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn Coburg/Südthüringen
Auf der Trasse der alten Werrabahn stehen Häuser. Herr Bier, der Fahrgastverband Pro Bahn möchte die Strecke dennoch wieder befahrbar machen. Wie soll das gehen?
Die Trasse der Werrabahn ist an zwei Stellen im Lautertal bebaut. Zu einem steht ein Haus in Tiefenlauter auf der Trasse und zum zweiten stehen in Oberlauter fünf Häuser auf oder dicht an der ehemaligen Trasse. Dies ist uns natürlich bewusst. Diese beiden bebauten Bereiche im Lautertal lassen sich durch leichte Trassenverschwenkungen Richtung Osten leicht umfahren. Dies hat im Bereich Oberlauter sogar den Vorteil, dass die Trasse im Geländeeinschnitt verläuft und es damit zu einem wirksamen Lärmschutz für die Ortslage kommt. Wir empfehlen, keine weiteren Häuser auf oder nahe der Trasse mehr zu genehmigen. Dies gilt auch für die Bereiche der jetzt notwendigen leichten Verschwenkung der Trasse im Bereich Oberlauter und Tiefenlauter.
Ist die Busverbindung Suhl – Coburg mit 270 000 Fahrgästen im Jahr nicht ausreichend für einen Zubringer zu einem ICE-Halt Coburg?
Die Auffassung, dass die OVF-Linie Suhl –Coburg, bei der nur einmal am Tag ein Bus durchgängig von Coburg nach Suhl fährt -ansonsten muss man in Eisfeld umsteigen- als Zubringer für einen ICE-Halt genügt, ist nahezu grotesk. Bei der Zahl handelt sich um alle Fahrgäste, die jemals im Bus zwischen Eisfeld und Coburg gesessen haben, also auch die, die von Oberlauter nach Unterlauter fahren. Die Rückfahrt zählt extra. Diese Zahl von Fahrgästen ist in keinster Weise ein Argument gegen die Werrabahn, ganz im Gegenteil. Trotz des derzeitig katastrophalen schlechten Angebotes der Verbindung zwischen Südthüringen und dem Oberzentrum Coburg zeigt diese Zahl nachdrücklich den hohen Bedarf und dass die Strecke wirtschaftlich zu betreiben ist. Nach der Potenzialanalyse von Pro Bahn ist auf der Werrabahn eine Anzahl von 1,3 – 1,5 Millionen Fahrgästen im Jahr zu erreichen. Nur mit einer derartigen Fahrgastzahl lässt sich ein ICE-Systemhalt Coburg im Ein- oder Zwei-Stundentakt überhaupt durchsetzen.
Wie lässt sich ein regelmäßiger Halt des ICE in Coburg denn realisieren?
Die Deutsche Bahn als Betreiber des Fernverkehrs hat nur ein Bestreben: Nicht in Coburg zu halten. Coburg ist einfach zu klein. Die Bahn hängt Städte ab, die das Vier- bis Fünffache an Einwohnern haben. Nur mit der genügend hohen Anzahl an Fahrgästen und das sind die, die aus Südthüringen kommen, ist die Bahn überhaupt bereit, den ICE taktmäßig in Coburg halten zu lassen. Die Reaktivierung der Werrabahn ist vom Kosten/Nutzen-Verhältnis her die einzige Alternative. Auch die Machbarkeitsstudie wird dies ergeben. Im Lautertal liegt die Trasse weitestet gehend fertig im Gelände. Die aufwändigen Erdarbeiten entfallen damit. tab
Tim Birkner