23. November 2010
Neustadt – In seiner Stadtratssitzung am Montag Abend beschlossen die Neustadter Stadträte den Beitritt zum Mittelschulverbund einstimmig. „Die Vorgabe der Regierung war, eine Entscheidung zu fällen, ob wir beitreten oder außen vor sein wollen“, sagte Oberbürgermeister Frank Rebhan. Dabei sein heißt, dass die „Mittelschule“ als Verbund der vier bestehenden Hauptschulen alle vier Abschlüsse anbietet: den theorieentlasteten Hauptschulabschluss, den normalen Hauptschulabschluss, den qualifizierten Hauptschulabschluss und den M-Abschluss. Darüberhinaus gibt es am Praxistag einen technischen, einen wirtschaftlichen und einen sozialen Zweig. Weiteres Kennzeichen des Mittelschulverbundes ist die individuelle Förderung im bestehenden Klassenverband, sowie Ganztagsklassen.
Jede Kombination an jedem Standort wird bei weiter sinkenden Schülerzahlen nicht möglich sein. „Schon heute“, so Heike Stegner-Kleinknecht, Fraktionsvorsitzende der SPD und Schulleiterin der Volksschule Am Moos, „praktizieren wir die Zusammenarbeit mit der Hauptschule in Rödental“. Beispiel M-Züge: Ab der 7. Klasse können sich die Schüler für den M-Zug entscheiden, der sie dann in der 10. Klasse zur Mittleren Reife führt. Heute schon werden die Klassen wechselnd eingerichtet. Das heißt, wenn die 7. M-Klasse in Rödental unterrichtet wird, ist die 8. in Neustadt, die 9. wieder in Rödental und die Abschlussklasse dann in Neustadt. „Heute schon zeigt sich, dass diese beiden Standorte allein nicht genügen und manches Jahr kein eigener M-Zug zustande kommt“, so Stegner-Kleinknecht. Die Folge für die Schüler ist, dass sie für den M-Zweig dann nach Coburg pendeln müssen.
In Zukunft, wenn alle Gemeinden dem Schulverbund zustimmen und die Regierung den Mittelschulverbund genehmigt, werden die Kinder dann dort den M-Zug ihres Jahrgangs besuchen, wo die meisten Schüler herkommen. Das gleiche Prinzip gilt für die gebundenen Ganztagsklassen, die nicht an jedem Standort in jeder Jahrgangsstufe angeboten werden können. Und es gilt für die ECn-Klasse, die besonders praktisch orientierten „Extra-Chancen“ im 9.Schuljahr.
Ein Verbundskoordinator wird diese Puzzelaufgabe erledigen dürfen. Er wird ebenfalls von der Regierung eingesetzt und aller Voraussicht nach einer der bisherigen Schulleiter sein, wie Stegner-Kleinknecht der Neuen Presse sagte. „Angerechnet werden dem Schulleiter für diese Aufgabe gerade einmal zwei Wochenstunden“, fügte Rebhan an.
Frank Altrichter hob daher – trotz seiner Zustimmung – hervor, dass die Schulwegbeförderung aller Voraussicht nach teurer werden wird. Zunächst auf den beiden Schwerpunkt-Achsen Rödental–Neustadt und Ebersdorf–Sonnefeld, dann aber auch über Kreuz.
„Wir suchen nach Lösungen mit fairen Mitteln“, betonte Rebhan. Das bedeutet zum einen, dass alle bisherigen Kommunen für ihren Schulstandort auch finanziell verantwortlich sind. Auch die staatlichen Zuwendungen kommen dann der entsprechenden Kommune zugute. Der künftige Schulleiter wird also versuchen müssen, sowohl bei den Schülerzahlen, als auch bei der Schulhausauslastung und den wirtschaftlichen Aspekten die Balance zu halten. Aus dem Landkreis Kronach gehören zu dem künftigen Sprengel auch noch die Gemeinden Mitwitz und Schneckenlohe. Beginn des Verbundes ist das kommende Schuljahr 2011/12. Der Vertrag ist auf sieben Jahre abgeschlossen. Die Kostenfragen können bereits nach zwei Jahren neu verhandelt und der Realität angepasst werden.
Tim Birkner